Reisebericht meiner Wanderung auf dem europäischen Fernwanderweg E1 und der GTA im Sommer 2014. Im zweiten Teil berichte ich vom Beginn der Reise und den ersten Etappen ab Detmold, klage über schmerzende Füße und mache einen Abstecher zum Diemelsee.
- Teil 1: Die Planung
- Teil 2: Von Detmold zum Diemelsee
- Teil 3: Vom Diemelsee nach Bad Marienberg
- Teil 4: Von Bad Marienberg zum Großen Feldberg / nach Darmstadt
- Teil 5: Von Darmstadt in den Kraichgau
1. Etappe: Detmold - Horn Bad Meinberg
Sonntag, 08.06.2014 | Teil von Etappe 5.3 Detmold - Altenbeken | 15km
Gegen 10 Uhr erreiche ich mit dem Zug von Hamburg-Altona kommend den Bahnhof von Detmold. Es ist ein heißer Sommertag angekündigt, mit Temperaturen von über 30 Grad. Gut, dass ich mir für diesen ersten Tag nur eine recht kurze Etappe vorgenommen habe. In einem kleine Laden in der Nähe des Bahnhofs besorge ich noch etwas Brot für unterwegs und mache mich auf die Suche nach meinem E1-Einstieg. Mit Herzklopfen stehe ich schließlich vor dem ersten Andreaskreuz, dem weißen X auf schwarzem Grund. Diesem Wegzeichen will ich die kommenden Wochen und Monate in Richtung der noch ziemlich weit entfernten Alpen folgen.
Der Weg führt durch einen schattigen, parkartigen Grünstreifen entlang des Friedrichstaler Kanals. Ich muss mich immer wieder zwingen, mein Tempo zu drosseln, so begierig bin ich, endlich die ersten Kilometer hinter mich zu bringen. Und in wenigen Kilometern Entfernung wartet bereits mit dem Hermannsdenkmal die erste Sehenswürdigkeit auf mich. Doch zuerst geht es auf schattigem Weg langsam südlich Richtung Ortsausgang. Kurz nach der Überquerung einer Straße beginnt der erstaunlich steile Aufstieg auf den Teutberg. Meine Güte bin ich aus der Puste. Es ist einfach nur heiß und der Rucksack fühlt sich tonnenschwer an. Schweißüberströmt muss ich immer wieder stehenbleiben und Luft holen.
War ich eben noch ziemlich alleine auf dem Weg unterwegs, erscheinen plötzlich wie aus dem Nichts Scharen von Menschen. Das Denkmal konnte nicht mehr weit entfernt sein und schließlich reckt vor mir "der Hermann" sein Schwert in den Himmel. Eindrucksvoll. Allerdings habe ich so meine Schwierigkeiten mit der dieses Denkmal umwehenden nationalen "Heldenverehrung". Und so beschließe ich dem touristischen Treiben möglichst schnell zu entfliehen und mache mich nach einer kurzen Pause vorbei an Gaststätten, Souveniershops und einem überfüllten Parkplatz auf in Richtung der sagenumwobenen Externsteine.
Doch bereits nach wenigen Hundert Metern mache ich erneut eine Pause um meine Füße zu inspizieren. Habe ich mir bereits nach wenigen Kilometern eine Blase gelaufen? Auch wenn noch keine Blasen zu sehen sind, habe ich ein ungutes Gefühl und versorge verdächtige Stellen vorsichtshalber mit Blasenpflaster. Na toll. Der erste Wandertag hat noch nicht mal richtig angefangen und dann sowas. Wie kann das sein? Schließlich bin ich mit diesen Schuhen zuvor problemlos einige Hundert Kilometer gelaufen. Mit gemischten Gefühlen geht es weiter in sanftem Auf und Ab durch den wunderschönen, Schatten spendenden Teutoburger Wald.
Hier sollte man den Wegmarkierungen etwas Aufmerksamkeit schenken, da es verschiedene Wege gibt, die mit einem weißen X markiert sind. Auf der sicheren Seite ist man, wenn man dem "H" des Hermannsweges bis zu den Externsteinen folgt. Doch erst einmal führt der E1 durch den Ort Berlebeck, wo neben einer (in meinem Fall leider besetzten) Bank mit schöner Aussicht auch eine Adlerwarte zum Pause machen einladen.
Hinter einer Kirche beginnt der Aufstieg zum Sternberg. Oben angekommen bietet ein kerzengerader Höhenweg eine gute Sicht auf die Umgebung. Nach einem kurzen Abstieg in den Ort Holzhausen-Externsteine geht es abermals etwas hoch auf einen wunderschönen Kammweg über den Beerenstein. Hier überholt mich mit gefühlt doppelter Geschwindigkeit ein Wanderer, der der Größe seines Rucksacks nach zu urteilen mindestens genauso schwer bepackt ist wie ich. Ich bin bereits so ziemlich am Ende meiner Kräfte und die Hitze setz mir ordentlich zu. Wie soll ich jemals auf meine anvisierten 25-35 Kilometer am Tag kommen, wenn ich schon nach knapp 10 Kilometern im Eimer bin?
Im Schatten der Bäume am See an den Externsteinen lasse ich mich zur Rast nieder. Dort treffe ich auf den Wanderer, der mich zuvor pfeilschnell überholt hatte. Er hat noch über 15 Kilometer vor sich. Was bin ich froh, dass mein Ziel, die Jugendherberge in Horn-Bad Meinberg nicht mehr so weit entfernt ist. Ich schaue noch eine Weile den vielen herumlaufenden Ausflüglern und einigen meditierenden und Bäume umarmenden Menschen zu, und mache mich nach kurzer Stärkung auf in den Ort und zur Jugendherberge. Mein erster Wandertag geht mit Buletten, kühlem Bier und einem netten Plausch mit einer westfälischen Familie zu Ende.
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2. Etappe: Horn Bad Meinberg - Bad Driburg
Montag, 09.06.2014 | Teil von Etappe 5.3 Detmold - Altenbeken und Etappe 5.4 Altenbeken - Willebadessen | 21km
Bei strahlendem Sonnenschein und gestärkt vom erstaunlich leckeren Jugendherbergsfrühstück mache ich mich auf in Richtung meines Tagesziels in Bad Driburg. Diese Etappe zählt definitiv zu meinen "Highlights".
Nach ca. 3 Kilometern erreiche ich die Silbermühle. Von dort aus folge ich einem äußerst romantischen Pfad entlang des durch den Wald herabplätschernden Silberbachs. Im Silberbachtal beginnt der ca. 4 Kilometer lange Aufstieg auf die Velmerstot, dem höchsten Berg des Eggegebirges. Den ersten der beiden Gipfel, die Lippische Velmerstot (441,1 m ü. HNH) erreiche ich über verschlungene Wege durch eine lichte Heidelandschaft. Dort laden Felsen zum Pause machen und Ausblick genießen ein. Nach einem weiteren Kilometer erreiche ich den höheren der beiden Gipfel, die preußische Velmerstot, wo ein Aussichtsturm bestiegen werden kann.
Vorbei an Massen von blühendem Fingerhut geht es auf einem aussichtsreichen Höhenweg über den Gebirgskamm weiter in Richtung Süden. Ideales Wanderwetter, die Sonne lacht und es weht ein leichter Wind. Die Freude darüber wird allerdings zunehmend von den immer stärker schmerzenden Füßen getrübt. Ich realisiere, dass es mit dem aktuellen Schuhwerk nicht mehr lange weitergehen kann und überlege, wo sich entlang des Weges eine Gelegenheit bieten könnte, neue Schuhe zu kaufen. So verlasse ich schließlich in Gedanken versunken und konditionell schon wieder ziemlich am Limit den Eggeweg und steige auf dem steilen "Dr. Hoffschulte -Weg" nach Bad Driburg hinab.
Da es noch recht früh am Nachmittag ist und der Empfang der Kulturjugendherberge Bad Driburg noch nicht besetzt ist, kehre ich noch auf ein Bier in den Biergarten der Gaststätte "Unter den Linden" ein. Einige Gäste fragen mich interessiert über meinen Weg aus und empfehlen mir die kommenden Etappen bis Marsberg lieber auszulassen, da der Weg sehr langweilig wäre. Eines vorweg: Wer sowas empfiehlt kann den Weg noch nicht gelaufen sein!!
Wenig später bereitet mir der Herbergsvater der Jugendherberge (der mich ein wenig an Helge Schneider erinnert) einen sehr freundlichen Empfang. In der Jugendherberge herrscht absolute Stille, außer mir scheint hier nur eine junge Familie zu übernachten, der ich kurz begegnet bin.
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Paderborn
Dienstag, 10.06.2014 | "Ruhetag"
In der Nacht hatte es ein heftiges Unwetter mit Sturm, Gewitter und starken Niederschlägen gegeben. Da ich mich ziemlich erschöpft fühle und bereits gut einen ersten Pausentag gebrauchen kann, entschließe ich mich nicht weiter zu laufen, sondern mir ein paar neue Wanderschuhe zu besorgen. Im Zentrum des Kurorts Bad Driburg gibt es ein paar Geschäfte, die ich abklappern will.
Ich tue mich ziemlich schwer mit der Wahl eines neuen Paares Schuhe. Schließlich sollen diese ja meine wichtigsten Begleiter für viele hundert Kilometer sein und ich will nicht nochmal schlecht ausgerüstet unterwegs sein. Schmerzende Füße können einem auch den allerschönsten Weg verderben und zur Qual machen. So verbringe ich den Tag pendelnd zwischen dem Intersport-Geschäft in Bad Driburg (wo ich extrem freundlich beraten werde und sogar noch Tipps für die schlussendlich woanders gekauften Schuhe bekomme. Danke dafür!) und einem Schuhgeschäft in Paderborn, wo ich zwei Mal (!) mit der Bahn hinfahre. Wie gesagt, ich tue mich schwer mit der Entscheidung.
Meine alten Schuhe schicke ich in einem Päckchen zurück nach Hause, bzw. in meine Bürogemeinschaft. Meine Kollegen werden dieses duftende Paket sicher gerne annehmen und verwahren :)
Es sollte nicht das letzte Päckchen der Reise bleiben...
Ein ziemlich stressiger "Ruhetag" also, den ich langsam mit einem Essen und einem Glas Wein im Zentrum von Bad Driburg ausklingen lasse. Am Abend ziehen erneut schwere Gewitter auf. Vor dem Schlafengehen lausche ich im Schutz des Vordachs der Jugendherberge noch eine Weile dem Naturschauspiel und dem Italienisch-Audiokurs, den ich mitgenommen habe. Wenn ich in Italien ankomme, möchte ich mich zumindest ein bisschen mit den Menschen dort unterhalten können. Viel bleibt leider nicht hängen, außer dem Satz der mir von der charismatischen Sprecherin immer wieder eingetrichtert wird: "Scusa, parlo poco l'italian" - "Entschuldigung, ich spreche nur wenig italienisch".
3. Etappe: Bad Driburg - Willebadessen
Mittwoch, 11.06.2014 | Teil von Etappe 5.4 Altenbeken - Willebadessen | 18km
Warm, aber regnerisch und diesig präsentiert sich der Morgen dieses Tages. Endlich geht es weiter, zwei Tage im doch etwas langweiligen Kurort Bad Driburg sind mehr als genug. In voller Regenmontur beginne ich den Aufstieg hoch zum Eggeweg. Doch bereits nach wenigen Minuten verabschiedet sich das GPS-Gerät. Akku leer. Dabei hatte ich es die ganze Nacht geladen. Es bestätigt sich meine Befürchtung, dass ich durch eine Unachtsamkeit bereits mein Mini-USB-Kabel beschädigt hatte, über das der Akku geladen wird. Da rächt es sich dann doch, wenn man keine Karte aus Papier zur Hand hat. Also zurück in den Ort, wo ich zum Glück ein neues Kabel und ein paar Ersatzbatterien erstehen kann.
Der Aufstieg aus Bad Driburg zur Burgruine Iburg erweist sich als steil und anstrengend. Es gewittert leicht und regnet nach wie vor. In der feuchten, schwülen Luft bin ich unter meiner Regenmontur in Windeseile patschnass geschwitzt. Also runter damit und direkt durch den Regen, es ist ja warm genug. Die restliche Etappe ist mir nicht sonderlich in Erinnerung geblieben. Der Großteil meiner Aufmerksamkeit galt wiedermal meinen Füßen und den neuen Schuhen. Die Schuhe standen unter Wasser und die Füße schmerzten. Ich hätte die Schuhe wohl doch besser gleich ordentlich einfetten sollen. Nach einer grauen und verregneten Etappe erreichte ich Willebadessen.
Ich schaue mich etwas im Ort um, verspeise eine Currywurst bei "Ibus Imbiss" und raste im Garten des Klosters. Abgesehen vom Kloster und seinem schönen Garten macht der Ort auf mich einen ziemlich verschlafenen und etwas abweisenden Eindruck.
So kommt mir das Angebot des Vaters meiner Freundin sehr recht, mich in Willebadessen abzuholen. Denn dieser wohnt nicht weit entfernt in Daseburg (bei Warburg). Nach einem schönen Abend in geselliger Runde gehe ich hundemüde ins Bett.
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4. Etappe: Scherfede - Marsberg
Donnerstag, 12.06.2014 | Teil von Etappe 5.5 Willebadessen - Marsberg | 24km
Etwas unausgeschlafen und leicht verkatert ("Löwentor"-Schnaps) stehe ich an einem ziemlich heißen Vormittag an der B7 in der Nähe der Ortschaft Scherfede, wo mich der Vater meiner Freundin abgesetzt hat, damit ich wieder zum E1 stoßen kann. Ich bin noch ein paar Kilometer von meiner eigentlichen Route entfernt, dennoch hat sich meine Etappe durch den neuen Startort um ein paar Kilometer verkürzt. Sicherlich auch nicht das schlechteste bei meiner Verfassung, auch wenn es sich etwas nach "Schummeln" anfühlt.
Ich lasse die laute Bundesstraße hinter mir und wandere in nördlicher Richtung durch das wunderschöne Hammerbachtal. Die kleine asphaltierte Straße führt in der Nähe des Waldrandes durch Felder und Wiesen. Eine liebliche Landschaft, durch die ich noch stundenlang hätte weiter ziehen können. Doch um auf den E1 zu stoßen muss ich das Tal kurz hinter dem Wisentgehege Hardeshausen verlassen. Durch das ebenfalls sehr schöne Schwarzbachtal biege ich in westliche Richtung ab.
Endlich wieder der vertrauten Markierung des Eggewegs folgend erreiche ich schließlich nach einem langgestreckten Anstieg auf einem breiten Waldweg die Stadtwüstung Blankenrode. Hier stand bis ins 14. Jahrhundert die Stadt Blankenrode, deren Reste heute nur noch in Form von mit Bäumen bewachsenen Wällen und Hügeln sichtbar sind. Kurz hinter der heutige Ortschaft Blankenrode erreiche ich das Naturschutzgebiet "Bleikuhlen und Wäschebachtal". Rund um eine Kuhle - ein Überbleibsel des Bergbaus - wachsen dort auf dem mit Schwermetallen belasteten Boden in großer Zahl "Violette Galmei-Stiefmütterchen". Diese Veilchenart gibt es weltweit lediglich in dieser Region.
Kurz vor Oesdorf verläuft der Weg in der Höhe entlang des Waldrandes. Man hat hier eine tolle Aussicht, am liebsten würde ich direkt mein Zelt aufgeschlagen um hier den Nachmittag und den Sonnenuntergang zu genießen. Aber so mitten auf dem Präsentierteller will ich dann doch nicht wild zelten und meine Hoffnung einem Landwirt zu begegnen und um Erlaubnis zur Übernachtung zu fragen wird leider enttäuscht. Ich beschließe, die Etappe wie geplant bis Marsberg zu Ende zu führen und mir dort eine Unterkunft zu suchen.
Nach einer langen, schönen und abwechslungsreichen Etappe erreiche ich den direkt an der Diemel gelegenen Biergarten des Gasthofs "Zum Bleichhaus". Ich erkundige mich beim Wirt nach einer günstigen Übernachtungsmöglichkeit im Ort. Zu meiner Überraschung und Freude bietet er mir sofort an, mich mit meinem Schlafsack auf einem Sofa im Obergeschoss einzurichten! Phantastisch! Diese Art von Gastfreundlichkeit alleine ist es schon Wert, sich auf den Weg zu machen. Und so verbringe ich noch einen schönen Abend im Biergarten und habe Gelegenheit das Eröffnungsspiel der Fußball-WM 2014 zwischen Brasilien und Kroatien zu verfolgen.
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5. Etappe: Marsberg - Heringhausen (Diemelsee)
Freitag, 13.06.2014 | Abweichend vom E1-Verlauf, Anfangs auf Etappe 6.1 Marsberg - Schweinsbühl | 24km
Der Tag beginnt mit einem tollen Frühstück im Biergarten der Gaststätte. Endlich etwas Zeit, mit meinem Gastgeber ins Gespräch zu kommen, im laufenden Abendgeschäft gab es dazu leider kaum Gelegenheit. Am frühen Vormittag mache ich mich gut gestärkt auf den Weg ins Sauerland.
Direkt hinter dem Ortskern von Marsberg geht es stetig hoch nach Obermarsberg. Hier gibt es viel zu sehen, die sagenumwobenen Drakenshöhlen, der begehbare Buttenturm mit einer tollen Aussicht, zwei alte Kirchen und viele weitere, teils mittelalterliche Gebäude. Kurz hinter dem Ort verlässt der E1 eine Straße und quert mitten über eine recht steile Kuhweide. Beim Versuch, eine den Ausgang versperrende Gruppe Kühe zu umgehen passiert es: Ich rutsche filmreif in einem Kuhfladen aus und lande direkt in selbigem. Die Kühe scheint es zu amüsieren, mich weniger. Nach einer behelfsmäßigen Säuberung geht es weiter. Bei einem Abzweig stehe ich vor einer Entscheidung:
Ich spüre, dass mir ein weiterer Pausentag gut täte, meine schmerzenden Füße bereiten mir kontinuierlich Probleme. Da es am nahegelegenen Diemelsee Zeltplätze gibt und ich von dort ebenso gut meinen Weg fortsetzen kann, entschließe ich mich, den E1 zu verlassen und zum See zu wandern. Endlich könnte ich mein Zelt nutzen. Und ein Ruhetag am See erscheint mir angenehmer als in irgendeinem kleinen sauerländischen Dorf.
Über Padberg geht es auf der Sauerland-Waldroute bis zum Diemelsee, den ich bei grauem, kaltem Wetter und einsetzendem Regen mehr humpelnd als gehend mit brennenden Füssen erreiche. Weiter entlang der Straße am östlichen Ufer nach Heringsdorf und zum Campingplatz. Dieser ist leider nicht wie in meiner Vorstellung ein naturnaher Zeltplatz mit gemischtem Publikum, sondern ein zu 95% von Dauercampern belegter Campingplatz mit ordentlich gemähtem Rasen.
Aber das ist mir bei meiner Ankunft herzlich egal, ich bin erschöpft und glücklich, angekommen zu sein. Neugierig beobachtet von den dauercampenden, braungebrannten Nachbarn baue ich unweit des Sees mein klitzekleines Zelt auf, das zwischen den Wohnwagen wie ein Fremdkörper wirkt. Für echte Outdoor-Menschen ist es sicherlich lachhaft, überhaupt einen Campingplatz in Anspruch zu nehmen. Zwischen all den gut ausgerüsteten Campern fühle ich mich jedoch wie ein kleiner Rebell.
Der Diemelsee scheint ein Anglerparadies zu sein, in den Schaukästen des Campingplatzes hängen Fotos von Menschen, die ihre gefangenen Fische präsentieren. Gelegentlich kommt freundlich grüßend jemand mit Angelausrüstung an meinem Zelt vorbei, den ich schon vom Schaukasten her kenne. Ich ziehe mich früh am Abend zurück, da das Wetter immer ungemütlicher wird.
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Diemelsee
Samstag, 14.06.2014 | "Ruhetag"
Ein windiger, kalter Tag. Die Füße schmerzen immer noch sehr. Während der vorangegangenen Etappen begannen immer nach ca. 10 Kilometern meine Füße zu schmerzen, nach 20 wurde es unerträglich. Sowas kannte ich von meinen bisherigen Wanderungen nicht. Ich bin stimmungsmäßig auf dem Tiefpunkt und unsicher, wie es weitergehen soll. Irgendetwas muss ich ändern. Ich beschieße, das Gewicht meines Rucksacks um jeden Preis zu reduzieren, und mich möglichst bald von meinem Kochgeschirr, dem Gaskocher und den dazugehörigen Grundlebensmitteln (Öl, Salz, Pasta) zu trennen.
Ich verbringe den Großteil des Tages im Zelt liegend, in der Hoffnung, dass es den Füßen am nächsten Tag besser gehen würde. So schnell kann aus Euphorie Niedergeschlagenheit und Zweifel entstehen.
Falls die Füße mitmachen plane ich am nächsten Tag über einen Teil des Diemelsteigs nach Willingen zu laufen, wo ich wieder auf den E1 treffen würde.
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