Reisebericht meiner Wanderung auf dem europäischen Fernwanderweg E1 und der GTA im Sommer 2014. Im vierten Teil werde ich unverhofft eingeladen, setze meinen Weg nur schweren Herzens fort, habe das Gefühl in den Süden zu kommen, besuche einen alten Freund und nehme den Bus und die Bahn.
- Teil 1: Die Planung
- Teil 2: Von Detmold zum Diemelsee
- Teil 3: Vom Diemelsee nach Bad Marienberg
- Teil 4: Von Bad Marienberg zum Großen Feldberg / nach Darmstadt
- Teil 5: Von Darmstadt in den Kraichgau
13. Etappe: Bad Marienberg - Steinen
Sonntag, 22.06.2014 | Etappe Etappe 7.3 Bad Marienberg - Freilingen | ca. 26km
Nach dem Frühstück verlasse ich die Jugendherberge. Das Wetter macht einen recht guten Eindruck. Im Eingangsbereich der Jugendherberge gerate ich mit zwei Gästen ins Gespräch, die mit einer christlichen Jugendgruppe unterwegs sind. Ich erzähle von meinem Weg und werde von einem der Gäste eingeladen, im späteren Verlauf meiner Wanderung bei ihm zu übernachten. Er wohnt in der Nähe von Darmstadt, nicht weit vom E1 entfernt. Ich notiere mir seine Telefonnummer und mache mich auf den Weg.
Der Weg führt durch die Wälder bei Bad Marienberg, vorbei an einer hübschen Felsformation, dem "Großen Wolfstein". Noch ein ganzes Stückchen weiter durch den Wald, bevor sich dieser bei Unnau öffnet. Von nun geht es durch eine offenere, lieblich geschwungene Landschaft. Vor Hirtscheid überquere ich auf einer kleinen Brücke die "Grosse Nister" und komme durch den Ort Hirtscheid, der mich ein irgendwie an eine trostlose Wildwest-Stadt erinnert. Von den wenigen Menschen, denen ich begegne, fühle ich mich spöttisch begafft. Kurz hinter Alpenrod erreiche ich pünktlich zur Mittagszeit am Waldrand ein Ausflugslokal. Hier ist ordentlich was los, es ist ein Grill aufgebaut, eine Band spielt, überall stehen Bierbänke und es herrscht ein reges Treiben. Endlich lacht mal wieder die Sonne. Daher lasse ich mich nieder, lasse es mir mit einer Bratwurst und einem Bier gutgehen und beobachte die Leute.
Nach einiger Zeit mache ich mich wieder auf den Weg. Mein Telefon klingelt und ab diesem Moment ist die Leichtigkeit des bisherigen Tages wie weggeblasen. Meine Freundin ist am Apparat und teilt mir mit, dass die Mutter einer Freundin nach langer Krankheit in der Nacht verstorben ist. Eine fürchterliche Nachricht, die mich sehr traurig macht. Den restlichen Weg des Tages verbringe ich weiter wandernd und in Gedanken an meine bisherigen und oft sehr freundlichen und lustigen Begegnungen mit der Verstorbenen, an meine Freundin und meine Freunde. Ich überlege, meine Reise zu unterbrechen und für ein paar Tage zurück in den Norden zu fahren, da ich gerne in ihrer Nähe wäre. Nach einigen Telefonaten und einigem Nachdenken beschließe ich aber zu bleiben.
Gegen Nachmittag erreiche ich den Dreifelder Weiher, an dessen Nordende ich den Abzweig verpasse. So laufe ich nun kilometerlang entlang der Hauptstraße in Richtung Süden. Vermutlich ist das sogar eine kleine Abkürzung, aber sicherlich nicht der schönere Weg. Horden an Radfahrern und Tagesausflüglern sind hier ebenfalls unterwegs. Wie aus dem Nichts sind diese aufgetaucht. Ich beobachte einen Mann, der auf einem Campingstuhl am Seeufer sitzt und per Fernsteuerung das Modell eines Seenotrettungskreuzers seine Kreise drehen lässt. Am Ufer hat er passend auch noch das Modell eines Leuchtturms aufgebaut. Selbstverständlich mit funktionierendem Blinklicht. Sachen gibt's...
Es ist noch früh und ich gerate ein wenig ins Schlendern. Der Weg führt abwechslungsreich von See zu See. Am Postweiher mache ich eine längere Pause. Ich möchte an diesem Tag nicht weiter laufen und so baue ich mein Zelt auf dem Gelände des Campingplatzes "Hofgut Schönerlen" auf. Da es Sonntag ist, sind ein Großteil der Gäste heute abgereist und es ist ziemlich ruhig auf diesem einfachen, aber schönen Campingplatz, der direkt an einem kleinen Weiher gelegen ist. An diesem verbringe ich den restlichen Abend diese traurigen Tages. Erst am späten Abend ziehe ich mich müde in meinen Schlafsack zurück.
[widgetkit id="28" name="Blog: Auf dem E1 in die Alpen - 13"]
14. Etappe: Steinen - Montabaur
Montag, 23.06.2014 | Etappe Etappe 7.4 Freilingen - Montabaur | ca. 23km
Ich baue das Zelt ab und genieße ein leckeres Frühstück mit frischen Brötchen auf dem Hofgut. Endlich gutes Wetter und Sonnenschein! Die Landschaft ist nur noch hügelig und deutlich offener. Ich raste auf einer Bank mit tollem Blick auf den Ort Wirges. Im Zentrum steht die katholische Pfarrkirche St. Bonifatius, auch "Westerwälder Dom" genannt. Sie kommt mir eine Nummer zu groß geraten vor für den kleinen Ort.
Ein Feldweg führt über einen Hügel und auf einmal öffnet sich die Sicht auf den Zielort Montabaur mit seinem schönen Schloss. Leider kommt kurz darauf auch die Autobahn in Sicht, die ich unterquere, bevor ich den Ort erreiche. Die Jugendherberge liegt ruhig gelegen ein wenig außerhalb des Zentrums auf einem kleinen Hügel. Die letzten Meter hinauf bringen mich nochmal ganz schön aus der Puste. Die Füße sind müde und bei einem abendlichen Ausflug in die sehenswerte Stadt, bei dem es mir schwerfällt, eine einladende und erschwingliche Einkehrmöglichkeit für ein Abendessen zu finden, beschließe ich, hier einen Tag Pause zu machen.
[widgetkit id="30" name="Blog: Auf dem E1 in die Alpen - 14"]
Montabaur
Dienstag, 24.06.2014
Morgens gehe ich in die Stadt zu Einkaufen und nutze den Vormittag, um Postkarten und einen Brief zu schreiben. Ich versuche im Ort eine Wanderkarte der Region zu erwerben, aber trotz freundlicher Beratung im Buchladen leider ohne Erfolg. Ich genieße es, den ganzen Tag gemächlich an mir vorbei ziehen zu lassen. Auch die wilden, heftig pubertierenden Jugendlichen auf Klassenfahrt können mich an diesem Tag nicht aus der Ruhe bringen. Die beiden jungen Lehrer, die die Gruppe begleiten sehen dagegen ziemlich geschafft aus. Abend Fußball schauen.
15. Etappe: Montabaur - Nassau
Mittwoch, 25.06.2014 | Etappe Etappe 7.5 Montabaur - Nassau | ca. 27km
Gegen 9 Uhr geht es los in Richtung Zentrum. Ich freue mich, wieder auf dem E1 unterwegs zu sein. Der Weg führt zunächst aussichtsreich oberhalb des Stadtbachs entlang, nach einigen hundert Metern öffnet sich vor mir die Landschaft und ich bin umgeben von wunderschön blühenden Feldern. Weiter geht es hinein in einen Wald. Die Wegführung ist stellenweise etwas unklar. Da einige ältere Wegzeichen in Richtung des ausgeschilderten Köppelturms weisen, beschließe ich den kleinen Berg mit dem Turm zu besteigen, wohl wissend, dass dies eher einen "unnötigen" Schlenker in meine Etappe darstellt. Ich steige über einen stark zugewucherten, dornigen Pfad hinauf und hoffe auf eine schöne Aussicht vom Berg oder vom Turm. Ich werde enttäuscht. Der Turm ist verschlossen und der Berg selbst ist mit dichtem Wald bedeckt. Also wieder runter, zurück zum Weg. Der folgende Weg ist lange unspektakulär. Lange, gerade Waldwege, teils entlang von Bundesstraßen.
Kurz vor Welschneudorf verlässt der E1 den Wald und es bietet sich eine wunderbare Fernsicht auf den aus der Ferne grüßenden Großen Feldberg belohnt. Der finale Abstieg auf Nassau führt ebenfalls Aussichtsreich hinab in das Lahntal und den Ort. Während des Abstiegs huscht mir die erste Eidechse der Wanderung über den Weg und in der Wärme der Nachmittagssonne habe ich zum ersten Mal das Gefühl in den Süden zukommen. Ein schönes Gefühl.
Nassau selbst ist recht hübsch und der großzügige Freiherr-Vom-Stein-Park lädt zum Spazierengehen am Lahnufer ein. Ich baue mein Zelt direkt an der Lahn und unweit des Zentrums auf dem Campingplatz "Auf der Au" auf. Abgesehen vom Lärm der Straße am gegenüberliegenden Ufer ein sehr idyllischer Ort zum Zelten.
Am Abend trinke ich ein Glas des lokalen Rieslings. Sehr lecker. Auch wieder ein Zeichen so langsam in wärmere Gegenden zu kommen. Ich kaufe mir für später noch eine Flasche Wein und verbringe auf meiner Isomatte einen schönen Sommerabend am Lahnufer.
[widgetkit id="31" name="Blog: Auf dem E1 in die Alpen - 15"]
16. Etappe: Nassau - Schönborn
Donnerstag, 26.06.2014 | Etappe Etappe 8.1 Nassau - Schönborn | ca. 29km
Auf diese Etappe entlang der Lahn hatte ich mich schon sehr gefreut. Allerdings ging ich falsch in der Annahme, dass es sich bei dem Lahnhöhenweg, dem der E1 im Laufe der Etappe weitestgehend folgt um einen Weg handelt, der aussichtsreich in der Höhe über der Lahn verläuft. Stattdessen steigt der Weg abwechslungsreich immer wieder an den steilen und teils felsigen Hängen auf und ab. Mal im Tal entlang der Lahn, mal auf lieblichen Pfaden entlang der Felder die oberhalb des Tals liegen. Kräfteraubend aber auch wahnsinnig schön. Der Blick fällt dabei immer wieder auf Sehenswürdigkeiten wie Schlösser, Burgen und Klöster. Besonders gefällt mir dabei die Klosterruine Bärbach. So könnte ich ewig weitergehen. Und so erreiche ich - obwohl die Etappe bisher eher zu meinen längeren zählt - schon früh am Nachmittag meinen Zielort Schönborn. Ein kleines, verschlafenes Nest.
Während ich vor dem Gasthof Müller warte, in dem ich zu übernachten gedenke und das noch geschlossen hat, schaue ich dem Kommen und Gehen vor den zwei Metzgereien des Ortes zu. Mich wundert, dass sich in diesem kleinen Ort, in dem es nicht einmal einen Lebensmittelladen zu geben scheint zwei Metzgereien existieren können, die auch noch direkt nebeneinander liegen. Ich bin überrascht, wie oft ein Auto hält und jemand in dem einen oder dem anderen Laden verschwindet. Ich phantasiere ein wenig und stelle mir vor, dass die Ruhe und der Frieden des Dorfes trügt, dass die Dorfgemeinschaft Schönborns in Wirklichkeit tief gespalten ist, in diejenigen die der Metzgerei Van-Vught-Kunden und die der Metzgerei-Schmidt-Kunden. Und man mit der "anderen Seite" nicht verkehrt, sich keines Blickes würdigt. Aber auch ich muss mich für eine Partei entscheiden, da es mich nach einem gekühlten Getränk gelüstet und es noch eine Weile dauert, bis der Gasthof öffnet.
Ich entscheide mich für die Metzgerei Van-Vught. Die Verkäuferin war sehr nett. Aber das wäre bei Schmidt sicherlich auch so gewesen. Am Abend schaue im Gasthof mit einigen weiteren Gästen das WM-Spiel zwischen Deutschland und den USA (1:0).
[widgetkit id="32" name="Blog: Auf dem E1 in die Alpen - 16"]
17. Etappe: Schönborn - Idstein - Bauernstube Idstein
Freitag, 27.06.2014 | Etappe Etappe 8.2 Schönborn - Idstein | ca. 36km
Nach dem Frühstück stelle ich erfreut fest, dass sich ein weiteres Mal die Gelegenheit bietet, meine durchlaufene Wanderkarte gegen die des vor mir liegenden Abschnitts zu tauschen. Es überrascht mich nicht, in der neuen Karte ein weiteres Mal den E1 bereits rosafarben markiert vorzufinden. Dies ist nun mittlerweile die dritte Karte, die Markus - dem ich elf Tage zuvor auf dem E1 begegnet bin - auf seinem Weg zurückgelassen hatte und die mir im richtigen Moment in die Hände gefallen ist. Ich appelliere an alle Wanderer, ihr altes Kartenmaterial an geeigneten Orten zwecks Weiternutzung zurückzulassen :)
Das Wetter zeigt sich wieder von seiner besten Seite, nur die miese Qualität des GPS-Tracks auf den ich mich anfangs verlassen hatte, sorgt dafür, dass ich eine Ehrenrunde durch den Ort drehe. Teils geht es durch Wald, teils durch offene, liebliche Landschaften. Vorbei an Burg Hohlenfels. Immer wieder zeigt sich in der Ferne der Große Feldberg mit seinem markanten Turm. Es ist ein einsamer Weg und erst kurz vor Idstein begene ich den ersten Spaziergängern. In den letzten Tagen konnte ich ohne größere Probleme mit meinen Füßen wandern, aber jetzt nach knapp 34 km merke ich, dass ich wieder am Limit bin. Aber in Ermangelung einer bezahlbaren Unterkunft warten noch zwei zusätzliche Kilometer bis zur südlich und abseits vom E1 gelegenen Bauernstube Idstein auf mich, wo noch ein günstiges Zimmer auf einem Bauernhof verfügbar ist. Die letzten Meter auf Beton und Asphalt geben mir den Rest. Es ist schwül und in der Ferne ziehen bedrohlich dunkle Wolken auf. Müde und erschöpft erreiche ich die Bauernstube, wo ich nett empfangen werde. Das Bier und die Bratwurst schmecken vorzüglich. Der kleine Bungalow mit der Dusche kommt mir vor wie ein Luxusapartement.
[widgetkit id="33" name="Blog: Auf dem E1 in die Alpen - 17"]
18. Etappe: Bauernstube Idstein - Feldberg
Samstag, 28.06.2014 | Teil der Etappe Etappe 8.3 Idstein - Frankfurt (Hohemark) | ca. 20km
Ich frühstücke früh und gelange über verschiedene Feldwege wieder in den Wald zurück zum E1. Es ist kühl, aber trocken. Schon nach wenigen hundert Metern machen sich äußerst schmerzhaft die Blasen bemerkbar, die ich mir am Vortag zugezogen habe. Sehr unangenehm. Dennoch beschließe ich an der Hasenmühle weiter dem E1 zu folgen, obwohl sich hier die Möglichkeit bietet auf den Limeswanderweg abzubiegen, der mir vom Wegverlauf ansprechender erscheint und die Etappe um ein paar Kilometer verkürzen würde, was mir mit meinen geschundenen Füßen sehr entgegen käme. Ich folge dem E1 vor allem, da ein kurzes Stück weiter - in Schloßborn - der E3 dazustößt und beide Wanderwege von dort bis zum Feldberggipfel parallel verlaufen.
Es geht steil bergab nach Schloßborn - oje... das muss ja alles wieder hochgelaufen werden. Normalerweise nichts was mich schreckt, aber an diesem Tag fehlt mir die Lust. Im Ort erwarte ich irgendeinen Hinweis auf den E1 in Form einer kleinen Tafel oder ähnlichem, aber ich werde enttäuscht. Ich bereue immer mehr, nicht dem Limesweg gefolgt zu sein, zumal der Weg in diesem Bereich nicht besonders schön ist. Richtig schön wird es erst dafür hinter Glashütten, wo ich mich prompt verlaufe. Bis ich es merke vergeht eine ganze Weile. Es geht nun stetig hinauf in Richtung des großen Feldbergs, aber die schmerzenden Füße verleiden mir jeden Meter. Und das wo ich so gerne bergauf gehe und ich mich seit Tagen auf den Gipfel freue. Selbst die Überreste einer alten Römerfestung können mich nicht mehr begeistern oder zum Halt machen bewegen. Am Gipfel schließlich ist es kalt und windig. Obwohl die Bewölkung stark zunimmt bietet sich nach Norden noch ein schöner Weitblick. Hier oben ist ordentlich was los, wahnsinnig viele Mountainbiker sind hier unterwegs, auch beim Aufstiegt kamen sie mir schon in Scharen entgegengebraust.
Ich beginne meinen Abstieg. Wobei ich mehr humple als laufe. Nach wenigen hundert Metern setzt starker Regen ein. Schweren Herzens entscheide ich mich nach einem kurzen Telefonat mit meinem Freund Jan, der in Frankfurt wohnt und bei dem ich zu übernachten gedacht hatte zurück zum Gipfel zu steigen und von dort den Bus in Richtung Frankfurt zu nehmen. Die Vorstellung mehr Zeit mit meinem Freund verbringen zu können, statt mich langsam vom Gipfel zu quälen erscheint mir deutlich angenehmer. Dennoch fällt es mir schwer nicht weiterzugehen und in den Bus zu steigen. Dieser bringt mich nach Oberusel, von dort geht es in ungewohnt schnellem Tempo mit der U-Bahn in Richtung Innenstadt.
Ich treffe Jan, seine Freundin Jazmin und eine Gruppe ihrer gutgelaunten Freunde am Römer. Wir verbringen den gesamten Nachmittag und Abend auf einem multikulturellen Straßenfest. Ein Riesenspass, auch wenn ich mich mit meinem riesigen Rucksack im Getümmel ein wenig deplatziert fühle. Meine etwas trübselige Stimmung des Vormittags ist wie weggeblasen. Ich freue mich über Chicken Curry und afrikanisches Essen, eine echte Abwechslung zur Kost der letzten drei Wochen. Schnell ist klar, dass ich noch ein, zwei Tage hierbleiben werde, auch wenn das bedeutet, dass ich auf Grund meines Zeitplans ein Stück des E1 werde auslassen und südlich von Frankfurt wieder einsetzen muss. Auch will ich die Gelegenheit nutzen, beim Globetrotter-Laden vorbeizuschauen, um mich dort bezüglich meiner Probleme in meinen Wanderschuhen beraten zu lassen. Auf dem Nachhauseweg kommen wir an einem Weinfest vorbei, wo wir einen Halt einlegen und ich in den Genuß der regionalen Spezialität, dem "Äppelwoi" komme. Es wird noch ein langer Abend.
[widgetkit id="34" name="Blog: Auf dem E1 in die Alpen - 18"]
Frankfurt
Sonntag, 25.06.2014
Ruhetag in Frankfurt. Ein verkaterter Spaziergang durch die Stadt, Planung für die nächsten Tage. Da ich von Frankfurt immer nur die Banken-Hochhaus-Skyline im Kopf hatte, bin ich überrascht wie gut mir die Stadt gefällt. Jan lädt mich zum Kartfahren ein, was wir als Jugendliche gerne zusammen in Hamburg gemacht haben. Es ist immer noch eine knappe Kiste, aber Jan ist schneller. Da kann ich mich auch mit meinen Blasen nicht rausreden. Abends werde ich lecker bekocht. Danach WM schauen und früh ins Bett.
Frankfurt - Darmstadt
Montag, 26.06.2014
Ich stehe früh auf und spaziere quer durch die Stadt zur Globetrotter-Filiale. Ich möchte mich dort bezüglich meiner Wanderschuhe beraten lassen und hoffe auf einen guten Tipp. Schnell wird klar, dass die Schuhe, die ich mir in Paderborn gekauft habe zu klein sind. Auch wenn ich nicht gerade davon begeistert bin, schon wieder viel Geld für eine neues Paar Schuhe auszugeben, möchte ich doch nichts unversucht lassen. Schließlich liegt der Hauptteil des Weges noch vor mir und ich möchte nicht dauernd nur über meine schmerzenden Füße nachdenken. Ich hatte vor meiner großen Wanderung in meinen alten Schuhen nie derartige Probleme. Ich verbringe Stunden in dem Laden, laufe in verschiedenen Paaren hin und her und lasse mich von so ziemlich jedem Mitarbeiter beraten. Die neuen Schuhe sind vorne deutlich breiter, von einer anderen Firma und ganze zwei Nummern größer als die alten, die dagegen fast wie Ballettschuhe wirken.
Ich mache mich auf den Weg zurück in Jans Wohnung und laufe dabei die Schuhe direkt ein paar Kilometer ein. Dort packe ich zusammen, verabschiede mich, bringe ein Paket mit meinen alten Schuhen zur Post und mache mich auf den Weg zum Bahnhof. Ich hatte am Vortag mit Peter telefoniert, den ich eine Woche zuvor in der Jugendherberge Bad Marienberg kennengelernt hatte und der mir eine Übernachtungsgelegenheit angeboten hatte. Das Angebot galt immernoch, obwohl er an diesem Abend bei Freunden seinen Geburtstag feiert. Ich setze mich am frühen Nachmittag in den Zug nach Darmstadt, wo ich einen ausgiebigen Stadtbummel mache. Die Feier ist in Mühltal, eine paar Stationen mit dem Bus von Darmstadt entfernt. Der Busfahrer will mich zuerst nicht befördern, da er nicht auf einen 20-Euro-Schein wechseln kann, nimmt mich aber schließlich doch mit.
Ich bin gespannt, Peter, seine Frau und seine Freunde kennenzulernen, aber auch ein bisschen nervös. Es ist auch ein komisches Gefühl zu wildfremden Menschen zu fahren und mit ihnen Geburtstag zu feiern. Ich finde es sehr nett von Peter, mich auch am Tag seiner Feier bei sich aufzunehmen.
Auf der Feier werde ich äußerst freundlich empfangen, einige Gesichter sind mir schon aus der Jugendherberge in Bad Marienberg bekannt. Alle Gäste scheinen Teil einer christlichen, freikirchlichen Gemeinschaft zu sein und ihren Glauben aktiv zu leben. Ich bin zwar konfirmiert, würde mich aber eher als Atheisten bezeichnen. Intensiv gelebter Glaube ist mir fremd und macht mich irgendwie immer erstmal skeptisch. Dennoch empfinde ich die Runde als angenehm, auch habe ich nicht das Gefühl mich zu irgendwas bekennen oder "Christ spielen" zu müssen. Viel mehr geht es sehr ungezwungen und lustig zu. Es gibt eine Art "Lobesrunde", bei dem reihum jeder Gast dem Geburtstagskind sagt, was er an ihm besonders schätzt. Ich finde das Spiel anfangs etwas albern und hippiemäßig - der Gedanke ähnliches mit meinen Freunden zu machen erscheint mir merkwürdig, mich würde vermutlich niemand ernst nehmen - aber mit der Zeit empfinde ich die offenen, ehrlichen und herzlichen Beiträge als etwas sehr Schönes.
Der Abend geht schließlich vorüber und ich fahre mit Peter und seiner Frau Marion zu seinem Haus nach Darmstadt. Wir schauen noch die 2. Halbzeit des WM-Spiels zwischen Deutschland und Algerien (2:1) und gehen kurz darauf schlafen. Am nächsten Tag geht es endlich wieder weiter auf dem E1.