Anfang September fand das erste E1|R1 Bloggertreffen in Detmold statt. Für mich eine tolle Gelegenheit, die wunderschöne Region rund um den „Hermann“ noch etwas näher kennenzulernen, mich mit Reisebloggern auszutauschen und ein Stück auf E1 und R1 unterwegs zu sein.
Note: Read the englisch Version at E1|R1 Photo Award
Die Einladung zum Treffen erfolgte durch die Veranstalter des E1|R1 Photo Awards, zu dem ich ja bereits eine kurze Info verfasst habe. Ziel der Veranstaltung war es, Reisebloggern aus ganz Deutschland die gastgebende Region mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten und die sich hier kreuzenden Fernwege, den E1 und R1 (Europaradweg 1), vorzustellen.
Für mich außerdem eine schöne Gelegenheit erneut nach Detmold zu fahren, von wo aus ich drei Jahre zuvor meine mehrmonatige Wanderung auf dem E1 gestartet habe und ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen. (Hier geht's zum ersten Teil meines Reiseberichts von 2014)
Und so fühlte ich mich beim Verlassen des Bahnhofs Detmold direkt an den Start dieser Wanderung erinnert. Doch statt in die Alpen ging es diesmal in den „Lippischen Hof“, wo bereits die Veranstalter René und Katharina und erste Reiseblogger warteten. Nachfolgend findet ihr einen Bericht über das Treffen, einige Sehenswürdigkeiten im Teutoburger Wald und einen Wandertipp für's Wochenende in der Region.
Verlauf von E1 und R1 mit "Wegekreuz" im Teutoburger Wald bei Detmold.
Nach einem ersten kurzen Kennenlernen ging es direkt los zum LWL-Freilichtmuseum. Am Ortsausgang von Detmold und in unmittelbarer Nähe des E1 gelegen, bietet sich hier auf einem 90 Hektar großen Areal Gelegenheit Geschichte hautnah zu erleben.
Im Freilichtmuseum sind ca. 120 historische Gebäude aus allen Regionen Westfalens sehen. Diese wurden an ihren originalen Plätzen ab- und im Freilichtmuseum möglichst exakt wieder aufgebaut. So sind ganze Dörfer neu entstanden, oft mit der ursprünglichen oder einer für die Zeit typischen Inneneinrichtung ausgestattet. Es gibt zahlreiche Wohn- und Wirtschaftsgebäude, zwei Windmühlen, eine Schule, sowie typische Gärten mit alten Pflanzenarten und landwirtschaftliche Flächen zu sehen. Sogar alte Nutztierrassen haben hier ihr Zuhause.
Hinter einer Kurve stehen wir etwas überraschend vor einer originalen Tankstelle aus den 50er Jahren. Die fotoaffinen Blogger und ich stürzen uns begeistert auf das Motiv, das zwar etwas fremd wirkt im sonstigen Ensemble, aber nicht weniger interessant zu betrachten ist.
Die Liebe zum Detail, mit der hier alles aufgebaut und gepflegt wird, ist deutlich sichtbar. So lassen sich Erinnerungsfotos in einem historischen Fotostudio machen (Die Wände samt Malerei wurden hierher transportiert), das pittoreske Grammophon ist dabei nicht nur reine Zierde, sondern voll funktionsfähig, ebenso wie eine alte Plattenkamera. Interessant und spaßig gestaltet sich der gemeinschaftliche Aufbau eines Miniatur-Fachwerkhauses. Von einem Aussichtsturm bietet sich ein schöner Blick auf die Umgebung.
Die Zeit im Freilichtmuseum vergeht wie im Fluge und es gibt sehr viel zu entdecken - ideal auch für einen Ausflug mit Kindern. Wer vorhat, hier im Rahmen einer E1-Wanderung vorbeizuschauen, sollte entweder einen Ruhetag einplanen oder früh starten, um noch ausreichend Zeit für eine Besichtigung zu haben. Wanderer mit müden Füßen können zumindest einen Teil der Wege bequem mit der Pferdekutsche zurücklegen.
Die Köpfe voll neuer Eindrücke und die Speicherkarten voll Fotos machen wir uns schließlich auf den Weg zurück ins Hotel. Nach einem interessanten und geselligen Abend gehe ich mit gut gefülltem Bauch zu Bett.
Nach dem Frühstück breche ich zunächst alleine auf dem E1 in Richtung Hermannsdenkmal auf, wo ich mit dem Rest der Gruppe verabredet bin. Eine schöne Gelegenheit, noch einmal die ersten Kilometer meiner großen Wanderung nachzuempfinden und mir Notizen zum Wegverlauf für eine Etappenbeschreibung zu machen (hier gibt's die Infos zur Etappe).
Der E1 führt recht hübsch durch einen parkartigen Grünstreifen entlang des Friedrichstaler Kanals aus Detmold hinaus. War ich hier vor ein paar Jahren noch fast allein, drängen sich nun viele Menschen zwischen Flohmarktständen. Doch nach einigen hundert Metern wird es etwas weniger turbulent und hinter einem Teich bin ich wieder allein unterwegs.
Ich erinnere mich noch sehr genau an diese Etappe und freue mich, als ich eine Straße erreiche, die es zu überqueren gilt. Denn von hier führt der Weg über eine schöne Allee hinauf in den Wald der Grotenburg.
Die Straße wandelt sich nach und nach zu einem schmalen Pfad. Ich genieße jeden Meter und erinnere mich an den schweißtreibenden Aufstieg mit schwerem Gepäck bei über 30 Grad. Mit dem kleinen Tagesrucksack heute ist das ganze dagegen ein Klacks.
Schließlich stehe ich vor dem Kompetenzzentrum WALK, einem neu geschaffenen Zentrum zur Förderung des Wanderns und wenig später vor dem Hermannsdenkmal.
Diese 1875 fertiggestellte Kolossalstatue soll an den Cheruskerfürsten Arminius erinnern, der die germanischen Stämme einte und den römischen Legionen empfindliche Niederlagen beibrachte. Ich habe heute Gelegenheit die Statue aus einer neuen Perspektive kennenzulernen - von innen.
Hinter einer Holztür im Sockel erwartet mich bereits ein Klettertrainer. Wenig später klettere ich gut gesichert in die Statue hinein. Über eine steile Leiter geht es hinauf und es ist ziemlich eng. In einem „Seitenarm“ steckt äußerst beengt der mich sichernde Kletterer. Er begrüßt mich freundlich und ich bin froh, nicht ebenfalls in die Enge Luke kriechen zu müssen. Denn ab hier geht es noch einmal hinauf. Schließlich zeichnet sich in der Dunkelheit das Gesicht des Hermann von innen ab. Augen, Mund, Nase – durch die Nasenlöcher scheint das Licht, und es sind entfernt die Baumwipfel des Teutoburger Waldes zu sehen. Ein tolles Erlebnis!
Die erstaunlich dünne Blechhaut wird von einem ausgeklügelten, verzweigten Stahlgerüst getragen. Die Konstruktion ist noch im Originalzustand – von der Rostschutzfarbe einmal abgesehen. Es ist herrlich, mit der Stirnlampe das Innere der Statue zu erkunden. Beim Abstieg mache ich noch einmal bei einer Luke zwischen den Füßen halt und werfe einen Blick nach draußen. Neben der tollen Fernsicht bietet sich hier außerdem die Möglichkeit, dem Hermann unter den Rock zu schauen…
Die glücklichen Gesichter der anderen verraten, dass ihnen der Kletterexkurs ebenso viel Spaß gemacht hat wie mir. Die redlich verdiente Stärkung nehmen wir vor dem WALK zu uns und lauschen einem leidenschaftlichen Vortrag zur Geschichte der Region und der Pflege der Kulturdenkmäler.
Nun geht es endlich auf dem E1 weiter in Richtung Externsteine. Ich erkenne die Kurve wieder, in der ich vor drei Jahren meine erste Blase entdeckte (nach gerade einmal 6 Kilometern!). Diesmal läuft es deutlich besser und ich genieße die Wanderung mit den anderen Teilnehmern - es wird sich viel über vergangene Reisen und Wanderungen ausgetauscht.
Es geht überwiegend auf der Höhe durch den Wald in die Ortschaft Heiligenkirchen. Der Weg kommt dabei direkt an der Adlerwarte Berlebeck vorbei, einem Greifvogelpark mit täglichen Freiflugvorführungen. Nach einem Anstieg geht es teils aussichtsreich weiter durch den Wald. Kurz vor dem Abstieg nach Holzhausen erreicht der Weg eine offenere Heidefläche und einen Aussichtspunkt mit Rastmöglichkeiten.
Über den Bärenstein gelangen wir schließlich zu unserem Tagesziel, den eindrucksvollen Externsteinen. Diese sind Anziehungspunkt für Touristen, Wanderer und Radfahrer, aber auch Anhänger esoterischer Gruppen. Die Sandsteinfelsen können kostenpflichtig bestiegen werden.
Ein 1837 künstlich angelegter Teich sollte die Externsteine zusätzlich in Szene setzen und wurde mit Ruderbooten befahren. Zwischenzeitlich wurde er abgelassen, da die Nationalsozialisten hier Hinweise auf eine germanische Kultstätte zu finden hofften – ohne Erfolg, bzw. sind die Funde nicht den Germanen zuzuordnen.
Die umgebenden Wiesen laden zum Picknicken und Ausruhen ein. Die E1-Etappe führt eigentlich weiter nach Altenbeken. Da es in diesem Abschnitt allerdings unterwegs so viel zu sehen gibt, bietet es sich an, den Wandertag bereits an den Externsteinen zu beenden. Übernachtungsmöglichkeiten finden sich in den nahen Ortschaften Holzhausen und Horn-Bad Meinberg (Link führt zu booking.com).
Auch wir bleiben über Nacht in Holzhausen. Ein schöner und erlebnisreicher Tag auf dem E1 endet in geselliger Runde im Gasthaus Hirschsprung.
Da es bei dem Treffen neben dem E1 ja auch um den R1 ging, sowie deren Kreuzung im Bereich der Externsteine, wurden heute die Wanderschuhe gegen Fahrräder getauscht, genauer gesagt gegen E-Bikes. Eine absolute Premiere für mich.
Ungewohnt leichtläufig sausen wir in Richtung des E1/R1-Wegekreuz. Dieses liegt unweit der Externsteine. Wie ich vor Ort feststelle aber auch leider ein paar hundert Meter vom Verlauf des E1 entfernt. Dennoch freue ich mich über diesen prominenten Hinweis auf den Europäischen Fernwanderweg 1. Schade nur, dass ihn kaum ein E1-Wanderer zu Gesicht bekommt, ohne einen kleinen Umweg einzulegen.
Da wir nun aber ein kleines Stück auf dem R1 unterwegs sind (er führt auf 4.000 Kilometer Länge durch zehn Länder von Boulogne-sur-Mer in Frankreich nach St. Petersburg in Russland) sind wir am richtigen Ort, um zur Silbermühle zu gelangen. Hier treffen R1 und E1 tatsächlich aufeinander (neben zwei weiteren Kreuzungen in Detmold und Holzhausen). Die Silbermühle ist ein idealer Ausgangspunkt für einen Ausflug in das wunderschöne Silberbachtal.
Durch dieses führt der E1 hinauf zur Velmerstot (464m). Diesen Abschnitt habe ich als echtes Highlight meiner Wanderung in Erinnerung. Und obwohl das Wetter heute eher trüb ist, gefällt es mir sehr, erneut durch dieses romantische Tal zu wandern. Auch den anderen Bloggern scheint es hier zu gefallen – es wird fotografiert was das Zeug hält.
Leider erlaubt es unser Zeitplan nicht mehr auf die Gipfel der Velmerstot zu gelangen. Diese sind ebenfalls ein lohnendes Ziel. Auf der Lippischen Velmerstot locken eine Heidelandschaft und ein schöner Aussichtspunkt von einigen Sandsteinfelsen. Auf der etwas höheren preußischen Velmerstot kann ein Aussichtsturm bestiegen werden – der Eggeturm. Es lohnt sich also, dem E1 weiter auf den Kamm des Eggegebirges zu folgen.
Für mich war das Treffen eine interessante und tolle Erfahrung. Auch freue ich mich, dass von den Veranstaltern mit dem E1|R1 Photo Award und dem Bloggertreffen aktiv Werbung für die beiden Fernwege und die Region in der sie sich kreuzen gemacht wird. Ich hoffe den angereisten Bloggerinnen und Bloggern wurde der E1 ein wenig "schmackhaft" gemacht.
Und natürlich hoffe ich, dass dadurch mehr Menschen den E1 kennen lernen und Lust bekommen, darauf zu wandern. Ob nun in Teilen oder am Stück – es gibt so viele Möglichkeiten den E1 zu entdecken. Und ist man erstmal darauf unterwegs – und sei es nur für ein Wochenende z.B. hier im Teutoburger Wald – packt einen schnell das Fernweh. Irgendwann stellt sich unweigerlich die Frage: Wie wäre es, Deutschland von Nord nach Süd zu durchwandern und das eigene Land besser kennen zu lernen? Wie wäre es, die Alpen zu Fuß zu erreichen oder gar zu überqueren? Wie wäre es, mit dem Zelt durch das skandinavische Fjell zu wandern und schließlich am Nordkap zu stehen? Oder über den Apennin Italien zu erkunden und in Sizilien den Ätna und das Capo Passero zu erblicken? Dies alles ist auf dem E1 möglich.
Der E1 im Teutoburger Wald bietet ein attraktives Teilstück zum „Kennenlernen“, z.B. für eine Wochenendwanderung. Die Etappe von Detmold nach Altenbeken (ca. 30 km) lässt sich problemlos so aufteilen, dass sie an zwei Tagen erwandert werden kann. So bleibt genug Zeit für die Sehenswürdigkeiten unterwegs.
Eine mögliche Aufteilung wäre:
Detmold (mit Bahnanbindung) - Externsteine - Übernachtung z.B. in Holzhausen oder Horn-Bad Meinberg (Link führt zu booking.com) (ca. 14 Kilometer + ca. 1 Kilometer zu den Übernachtungsorten)
Externsteine - Altenbeken (mit Bahnanbindung, ca. 15 Kilometer) oder weiter bis Bad Driburg (+ ca. 6 Kilometer, mit Bahnanbindung)
Mit dem LWL-Museum, Hermannsdenkmal, der Adlerwarte Berlebeck, den Externsteinen, dem Silberbachtal und der Velmerstot liegen viele kulturelle und landschaftliche Sehenswürdigkeiten am Weg. Alle Start- und Endorte sind mit der Bahn erreichbar.
Einige der gezeigten Fotos stammen von Thomas Limberg und Sandra Riegel. Vielen Dank dafür!
Die Teilnahme erfolgte auf Einladung der Initiatoren des E1-R1-Photo Awards. Auch dafür vielen Dank!