Was nehme ich mit auf meine E1-Wanderung? Das neue GPS-Gerät oder doch lieber die gute alte Karte auf Papier? Oder am Ende gar beides? Mein persönlicher Erfahrungsbericht bezogen auf den E1 in Deutschland und in der Schweiz.
Gleich vorweg: Es gibt meiner Meinung nach kein "Richtig" oder "Falsch". In welcher Form man sein Kartenmaterial mitnehmen möchte hängt sehr stark von Ort, Umständen und Umfang der geplanten Wanderung ab. Nicht zuletzt aber auch vom persönlichen Sicherheitsgefühl und mit welchem Material man lieber umgeht.
Für meine Wanderung im Sommer 2014 habe ich mir mein erstes Wander-GPS-Gerät gekauft. Mir war schnell klar, dass ich für meine 1.200 Kilometer-Wanderung nicht das gesamte Kartenmaterial mitschleppen wollte. Und auch in Deutschland darf man sich nicht darauf verlassen, vor Ort geeignete Karten erwerben zu können. Lediglich für den alpineren Teil der Schweiz, sowie mein "Fremdgehen" auf der GTA (einem Höhenweg in den italienischen Alpen) habe ich im Vorfeld Wanderkarten auf Papier besorgt und mir diese dann zuschicken/mitbringen lassen. Denn wenn das batteriebetriebene GPS mal schlapp macht und keine Karte zur Hand ist, kann das im Hochgebirge doch deutlich unangenehmere Folgen haben als in der Lüneburger Heide.
Ich habe mir also vor meiner Wanderung ein Garmin Oregon 650 (mit integrierter Kamera) angeschafft. Bevor es damit aber raus in die Natur gehen kann, ist doch ein wenig Einarbeitung und Vorbereitung notwendig. So muss in der Regel erst einmal geeignetes Kartenmaterial installiert werden. Auch die GPS-Tracks, also die Wanderrouten müssen aus dem Netz geladen (z.B. hier bei uns) oder per Hand in einer Software erstellt und auf das Gerät übertragen werden. Natürlich sollte noch vor Abreise geprüft werden, ob auch wirklich alle benötigten Daten korrekt auf das Gerät übertragen wurden, denn unterwegs lässt sich da oft nicht mehr viel machen.
Zusätzliches Kartenmaterial auf Papier habe ich mir für den deutschen Abschnitt des E1 nicht besorgt. Da der E1 in Deutschland häufig recht gut markiert ist, reicht meiner Meinung nach ein GPS-Gerät (oder gar ein Smartphone) als "Backup", wenn man mal den Weg verloren hat, oder unsicher über den weiteren Verlauf ist absolut aus. Die Papierkarten habe ich lediglich vermisst, wenn ich mir mal etwas "Überblick" über die Region verschaffen wollte, eine Alternativroute abseits der originalen E1-Route planen wollte oder einfach gemütlich abends über meiner Karte brüten wollte. Denn das macht auf den häufig kleinen Displays nicht wirklich Spaß. Wenn man jedoch nur ein paar Tage und nicht gleich mehrere Monate am Stück unterwegs ist, ist der Gewichtsvorteil des GPS allerdings ziemlich schnell dahin. Denn in der Regel hat man auch noch ein Ladegerät, Ersatzakkus, etc. dabei.
Beim GPS-Gerät muss man den enormen Stromverbrauch bedenken. Hat man dieses während des Laufens eingeschaltet und nutzt es regelmäßig, hält eine Batterie-, bzw. Akkuladung oft nur für ca. 1-2 Tourentage. Regelmäßiges Aufladen muss dann also möglich sein, oder eben entsprechend viele Ersatzbatterien. Wer abends jedoch immer in einer festen Unterkunft einkehrt, sollte damit allerdings kein Problem haben. (Bei Übernachtungen in alpinen Hütten sollte man sich nicht darauf verlassen, immer sein GPS oder Handy laden zu können). Ich empfehle immer einen Satz voller Ersatzbatterien in Reserve zu haben, falls man sich ausschließlich auf das GPS-Gerät verlassen möchte. Viele GPS-Geräte bieten zahlreiche energiesparende Funktionen, von denen auch Gebrauch gemacht werden sollte. (z.B. Displayhelligkeit, Aufzeichnungsintervall, Kartenaufbaugeschwindigkeit und GPS-Genauigkeit).
Alternativ zum GPS-Gerät lassen sich natürlich auch Smartphones mit den entsprechenden Apps nutzen. Dabei sollten allerdings Faktoren wie Wetterfestigkeit und Akkulaufzeit bedacht werden. Wenn der Akku dann mal leer ist, geht halt auch das Telefon nicht mehr.
Praktisch sind oft auch POIs (Points of Interest), z.B. Unterkunftslisten inklusive Adressen und Telefonnummern, die auf dem GPS gespeichert und angezeigt werden können.
Mein persönliches Fazit
Ich verlasse mich weitestgehend auf mein GPS-Gerät, allerdings immer mit ausreichend Energiereserven in Form von Batterien oder Akkus im Gepäck. In vielen Regionen Deutschlands und erst recht in der Schweiz ist der Weg so gut markiert, dass ich nur selten einen Blick auf eine Karte werfen musste. Unabhängig vom Kartenmaterial sollte man sich im Vorfeld unbedingt mit der jeweils gültigen Markierung auseinandersetzen, denn der E1 ist nicht immer auch als solcher markiert und die Form der Markierung wechselt von Zeit zu Zeit.
Im Alpenraum empfehle ich, nicht auf eine Papierkarte + Kompass zu verzichten.
Wer gerne auf Nummer sicher geht und sich nicht auf eine funktionierende Technik verlassen möchte sollte auf die Karte in Papierform zurückgreifen, oder zur Sicherheit mitführen. Für den E1 in Deutschland reichen Karten mit einem Maßstab von 1:50.000 meiner Meinung nach absolut aus. In manchen Regionen sind praktische Leporellokarten verfügbar. Diese zeigen jeweils nur einen kleinen Ausschnitt, folgen dafür aber genau dem Wegverlauf. Dadurch kann einiges an Kartenmaterial eingespart werden. Diese Karten gibt es z.B. für den Westweg im Schwarzwald oder dem E1-nahen Heidschnuckenweg.
Ich habe euch in diesem Artikel weitere Informationen zum Thema GPS-Navigation zusammengefasst. Dort erfahrt ihr auch, wie ihr die hier zu den Etappen angebotenen GPX-Dateien nutzen könnt.
Mal ganz anders: Der Kartentausch
Eine Bekanntschaft auf dem E1 mit dem Fernwanderer Markus brachte mich der Idee des "Kartentauschs" näher. Nachdem ich problemlos nur mit dem GPS unterwegs war, schenkte mir Markus, den ich auf dem Weg kurz vor Winterberg kennengelernt habe seine "durchlaufene" Wanderkarte. Einige Etappen später wurde mir in einer Gaststätte von den Wirtsleuten wiederum kostenfrei eine Karte angeboten, die zuvor von einem andern Wanderer dagelassen wurde. Wie sich später rausstellte kam auch diese Karte von Markus. Ich ließ im Gegenzug meine alte Karte zurück und hatte so zeitweilig immer eine passende Wanderkarte dabei.
Ähnliche "Tauschgeschäfte" konnte ich im verlauf des Weges noch ein paar mal durchführen. An sich eine schöne Idee, die ich zukünftig wohl weiter kultivieren werde. Wozu die alten Karten zu Hause horten, wenn man sie auch anderen Wanderern überlassen kann?
Was sind eure Erfahrungen? Wie plant ihr eure Wanderungen und in welcher Form habt ihr euer Kartenmaterial dabei? Ich freue mich über eure Kommentare.