Im Juli 2015 hatte ich auf einer Tageswanderung bei Castelluccio Gelegenheit, einen kurzen Teil des E1 in Italien kennenzulernen.
Ausgangs- und Endpunkt meiner Tageswanderung war das malerische Bergedorf Castelluccio, gelegen am Rande der Monti Sibillini in der italienischen Region Umbrien. Da ich einen Teil meines diesjährigen Urlaubs im nahegelegenen Ort Montefortino verbracht habe, bot sich ein kleiner Ausflug zu "meinem" E1 geradezu an.
Castelluccio selbst liegt äußerst pittoresk auf einem kleinen Berg am Rand eines Hochplateaus, dem "Piano Grande" auf 1.452m Höhe. Der Ort gilt als höchstgelegene Siedlung des Apennin und ist unter anderem bekannt für den Anbau von Linsen. Da der Ort ein beliebtes Ausflugziel in der Region ist, gibt es ein umfangreiches Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten und Restaurants. Das Plateau selbst wird landwirtschaftlich genutzt und bietet im Frühling mit seiner Blütenpracht ein beeindruckendes Farbenspiel.
Bei meiner Ankunft im Ort war ich ein wenig enttäuscht, so gut wie keinen Hinweis auf den europäischen Fernwanderweg E1 entdecken zu können. Da meines Wissens in genau diesem Ort der markierte E1 in südlicher Richtung endet (korrigiert mich bitte, wenn das nicht stimmt), hatte ich ein Hinweisschild oder ähnliches erwartet. Zumindest auf einer Übersichtstafel mit lokalen Wanderwegen war der Weg als "Sentiero Europeo 1" mit eingezeichnet.
Dennoch freute ich mich sehr, in dieser atemberaubend schönen Landschaft ein wenig "E1-Luft" schnuppern zu können, wenn auch nur für wenige Kilometer.
Der Einstieg zum E1 war dank meines Kartenmaterials nicht schwer zu finden. Gemächlich schlängelt sich eine breite Schotterpiste entlang der Hänge des Poggio di Croce (1.833) in die Höhe. Von hier bietet sich ein toller Ausblick auf das Plateau und Castelluccio. Dank eines stetigen Windes war es trotz recht hoher Temperaturen ein angenehmer Aufstieg.
Nach wenigen Kilometern endet die befestigte Straße. Der weitere Wegverlauf ist - zumindest aus südlicher Richtung kommend - nicht ganz eindeutig. In alle möglichen Richtungen gehen mehr oder weniger klar erkennbare Pfade ab, Markierungen oder (intakte) Wegweiser sucht man vergebens. Generell scheint der E1 in dieser Region nicht durchgehend markiert zu sein. Abschnittsweise war der Weg zwar gut sichtbar rot-weiß (Bergweg) markiert, ich hatte jedoch den Eindruck dass dies nur der Fall ist, wenn der E1 parallel zu anderen regionalen Wanderwegen läuft. In wie weit das nur ein Problem meines kurzen Wegabschnitts ist, oder ob man mit ähnlichen Problemen auch im weiteren Verlauf zu kämpfen hat, kann ich nicht beurteilen.
Auch mein Kartenmaterial von Kompass (1:50.000) konnte mir nur bedingt weiter helfen. Die reale Wegsituation wich teilweise vom eingezeichneten Wegverlauf ab. Hier ist genaueres Kartenmaterial (es gibt auch eine 1:25.000 Karte) oder ein GPS / Smartphone hilfreich.
Weiter geht es auf einfach zu wandernden Bergwegen in leichtem Auf und Ab in Richtung des Monte delle Rose. Es bietet sich ein schöner Ausblick auf die Stadt Norcia und die umliegenden Berge. Die Landschaft ist zu dieser Jahreszeit geprägt von trockenen Bergwiesen und bläulich schimmernden Disteln. Schafsherden ziehen über die Berge, in kleinen Wäldchen finden die Schäfer Schatten und Abkühlung von der Hitze des Tages.
Ich beschloss, einen Abstecher zum Gipfel des Monte Pationo (1.885) zu machen. Von hier kann man den Blick weit in nördliche Richtung schweifen lassen und erhält einen Eindruck von der Landschaft, durch die der E1 im weiteren Verlauf führt. Die Aussicht und die sich in der Ferne verlierenden Pfade laden zum Träumen ein.
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Für mich war es leider schon wieder an der Zeit, Abschied vom E1 zu nehmen und nach Castelluccio zurückzukehren. Mein kurzer Ausflug in die Monti Sibillini hat auf jeden Fall die Sehnsucht geweckt, den E1 eines Tages auch in Italien zu begehen und kennenzulernen.
Als Freund der Berge reizt mich vor allem, dass der E1 größtenteils durch den Apennin und damit durch eine Berglandschaft führt. Und mal ganz davon abgesehen bietet Italien dem Besucher ja bekanntlich eine hervorragende Küche, mit vielen regionalen Spezialitäten. Bei meinen vorangegangenen Wanderungen im Piemont und auf der GTA konnte ich diese bereits ausgiebig genießen und durfte auch die ausgeprägte italienische Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft erfahren.
Also dann: Auf Wiedersehen und bis bald! Arrivederci ea presto!
Seid ihr schonmal auf dem E1 in Italien unterwegs gewesen oder beabsichtigt dort zu wandern? Was sind eure Erfahrungen? Ich freue mich über eure Kommentare!